Seit seiner Gründung 1998 ist das Bundesamt für Strassen (ASTRA) die Schweizer Fachbehörde für die Strasseninfrastruktur und den individuellen Strassenverkehr. Im Verantwortungsbereich des eidgenössischen Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) wirkt es für eine nachhaltige und sichere Mobilität auf der Strasse.
Seit 2008 ist der Bund für das Verkehrsmanagement verantwortlich. Um trotz stetig wachsendem Verkehrsaufkommen ein möglichst flüssiges Vorwärtskommen gewährleisten zu können, verlässt sich das Bundesamt für Strassen (ASTRA) auf eine zuverlässige und leistungsfähige IT-Infrastruktur. Seit 2016 werden die zentralen Applikationen von Abraxas betrieben.
Seit 2008 wird der Verkehr auf den Schweizer Nationalstrassen vom luzernischen Emmenbrücke aus zentral überwacht und im Ereignisfall gelenkt oder geleitet. In der Verkehrsmanagementzentrale Schweiz des ASTRA (VMZ-CH) – untergebracht in einem modernen Verwaltungsgebäude – stellen sich rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der komplexen Herausforderung, den Verkehr möglichst störungsfrei im Fluss zu halten. «Dazu verwenden wir im Wesentlichen zwei Fachapplikationen: eine für das Verkehrsmanagement und eine für das Baustellenmanagement», erklärt Melanie Schären, Applikationsmanagerin beim Bundesamt für Strassen.
Wie der Name schon sagt, werden in der Fachapplikation Baustellenmanagement die Baustellen auf dem Schweizer Nationalstrassennetz verwaltet. Die Gebietseinheiten, welche den Bau und Unterhalt der Strassen verantworten, erfassen geplante Baustellen im System, wo sie von der Filiale und der Verkehrsmanagementzentrale geprüft und freigegeben werden. Dabei ist es wichtig, das grosse Ganze im Auge zu behalten. Die Informationen zu den Baustellen werden daher von der Fachapplikation Verkehrsmanagement übernommen und verarbeitet. «In der Fachapplikation Verkehrsmanagement werden alle möglichen Informationen zu Ereignissen auf den Kantons-, National- und übrigen Strassen in der Schweiz erfasst», so Melanie Schären.
500 bis 600 Ereignisse jeden Tag, 100 bis 150 Baustellen pro Woche und rund 900 Anwenderinnen und Anwender
Neben den Informationen zu den Baustellen sind das beispielsweise Ereignisse wie Unfälle oder Staus sowie erwartete Verkehrsbehinderungen bei Konzerten oder Fussballspielen. Ebenfalls fliessen hier alle notwendigen Daten wie die Bilder der Verkehrsüberwachungskameras, Wetterdaten von MeteoSchweiz, Daten von Zählstellen, Kantonspolizeien und zahlreichen anderen Quellen zusammen. In der Zentrale werden all diese Informationen aggregiert, aufbereitet und zwecks Publikation an Viasuisse weitergeleitet. Dort werden entsprechende Radiomeldungen produziert und Daten für Navigationsgeräte zur Verfügung gestellt. Melanie Schären: «Wir sprechen hier von 500 bis 600 Ereignissen jeden Tag, 100 bis 150 Baustellen pro Woche und rund 900 Anwenderinnen und Anwendern, die auf die Applikation zugreifen und damit arbeiten.»
Viele Schnittstellen, heterogene Systeme, Betrieb rund um die Uhr
Entsprechend komplex ist das System. «Die Verkehrsmanagement-Applikation arbeitet über viele Schnittstellen mit einer grossen Zahl an Umsystemen zusammen, die auf unterschiedlichen Technologien basieren», so Marcel Balli, Leiter Verkehrstelematik VMZ-CH. «Für die Reisezeitdaten der Swisscom beispielsweise wurde eine eigene Netzwerkschnittstelle aufgebaut, die Wetterdaten von MeteoSchweiz basieren ebenfalls auf einer eigenen Technologie, genauso wie die Onlinedaten von den Zählstellen.» Dabei ist das System, das nahezu in Echtzeit arbeitet, jederzeit auf die aktuellen Daten angewiesen. «Es gibt viele Abhängigkeiten», fügt Balli hinzu. «Fehlen die Daten von den Zählstellen, gibt es auch keine Darstellung der Verkehrslage in der Applikation.» Das würde bedeuten, dass die Verkehrsoperatoren in ihrer Arbeit eingeschränkt wären, wenn es beispielsweise darum geht, mittels Temporeduktionen und anderen präventiven Massnahmen Staus zu minimieren oder aktuelle Informationen für Verkehrsmeldungen bereitzustellen. «Die Anforderungen hinsichtlich der Verfügbarkeit sind darum sehr hoch. Der Betreiber muss im Störungsfall rund um die Uhr verfügbar sein und mit den vielen verschiedenen Technologien umgehen können», so Balli.
Erfolgreiches Migrationsprojekt trotz engem Zeitplan
«Wir haben einen Betriebspartner gesucht, der über eine bestehende Plattform verfügt, die wir als Service nutzen können, Erfahrungen im Applikationsbetrieb nachweisen kann und eine eingespielte Serviceorganisation besitzt», beschreibt Steffen Ochs, Projektleiter Leit- und Steuersysteme beim ASTRA die Anforderungen. Herausfordernd waren insbesondere das knappe Zeitfenster für das Migrationsprojekt, das Setup der redundanten Infrastruktur und das Testen der Schnittstellen parallel zum laufenden Betrieb und die Datenmigration vom bisherigen Anbieter zu Abraxas. Dies alles passierte innert weniger Wochen unter Beteiligung von rund 20 verschiedenen Firmen und Organisationseinheiten.
«Die Zusammenarbeit mit Abraxas war sehr angenehm», erinnert sich Steffen Ochs. «Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind kompetent, freundlich und haben auch in schwierigen Momenten nicht den Kopf verloren. Alle waren leistungsbereit und lösungsorientiert.» Probleme machte anfangs vor allem die Performance der Plattform. Dennoch konnte das Projekt Anfang Juni 2016 mit der Migration der Daten von Basel nach Zürich und der Liveschaltung erfolgreich abgeschlossen werden. «Ich erwarte, dass es uns gelingt, zusammen mit dem Betreiber und dem Entwickler der Applikationen eine zuverlässige Partnerschaft aufzubauen, um gemeinsam das System zu optimieren und weiterzuentwickeln», sagt Steffen Ochs. «Es werden weitere Applikationen hinzukommen, die Zahl der User wird steigen und die Anforderungen an die Performance der Plattform weiter wachsen.»